Best.Nr. 12208
Deutsche Handschrift auf einem Doppelblatt. Eigenhändiger, eineinhalbseitiger Brief des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn mit eigenhändiger Unterschrift ("Julius Eps Wurcb"), dat. Würzburg 10. Februar 1605. Fol (33,8 x 21,3 cm). - Minimal gebräunt und an den Rändern schwach knittrig, alte Faltspuren, diese teils mit kleinen Einrissen an den Rändern und speziell auf der 2. Seite mit wenigen Faltbrüchen; dazu eine Faltspur zur Setzung des linken Schreibrandes; wenige Bleistiftunterstreichungen; alte Siegelklebereste auf dem Adressblatt. Papier mit Wasserzeichen in Wappenform mit einem Einhorn. - Julius Echter bedankt sich für ein Schreiben Johann Schweikards, welches er über einen englischen Gesandten "vertreulich" erhalten und "mit hertzen gern vernommen" habe. Er begrüßt dessen "inhalt ... die religion betreffendt. Weiter lobt er "diese(n) Konig welcher de(r) gantzen Christenheit vil guts thun konte, und hofft bei ihm auf die "gleiche conversion in religionß sachen wi bei Francreich geschehen". Weiter berichtet er über einen kaiserlichen Abgesandten, der bei ihm eingetroffen sei um "einer gutten summen geldß" als Beitrag zur "Turkenstewer" einzufordern. Dies solle auch "bei Bambergk und forterst auf anderen Geistlichen Chur: und Fürsten gleichmässig geschehen". Wie in Bamberg man dazu stehe, sei ihm bislang aber unbekannt. - Julius Echter von Mespelbrunn: Mespelbrunn 18.3.1545 - 13.9.1617 Würzburg. Julius Echter zählt zu den markantesten Figuren auf dem Stuhl des Würzburger Fürstbischofs. Er wurde 1569 zum Domkapitular ernannt und bereits 1573 erfolgte die Wahl zum Nachfolger von Friedrich von Wirsberg als Fürstbischof. Er reformierte fortan das Hochstift in vielen Verwaltungsbereichen und brachte es damit auch finanziell wieder auf Kurs. Hauptaugenmerk seiner Tätigkeit war allerdings die Durchführung der Gegenreformation im Bistum. Dies erreichte er durch zahlreiche Visitationen, persönliche Gespräche mit Protestanten (bei Entscheidung zum Protestantismus mussten die Bürger jedoch aus dem Hochstift ausreisen), Besetzung von Pfarreien durch Jesuiten, Verbesserung der Armenvorsorge und der Reformation von Klöstern. Er entwickelte eine reichhaltige Bautätigkeit (ca. 200 Kirchenneubauten bzw. -umbauten) und belebte in Würzburg die Universität neu bzw. gründete mit dem Juliusspital ein Kranken- und Armenhaus, das noch heute als Stiftung eine wichtige Institution in der Stadt ist. Seine Bautätigkeit lies auch die Baukünste erblühen, zudem baute er die Burg auf dem Marienberg zu einem Renaissanceschloss mit Festungseigenschaft um. Zur Ausstattung des Schlosses kaufte er in ganz Europa Kunstgegenstände, seine Bibliothek war umfangreich und berühmt. Politisch stand sein Wirken im Reich im Spannungsfeld der Glaubensrichtungen und er bemühte sich dabei, dem Hochstift den Frieden zu erhalten. Der vorliegende Brief weist auf dieses Spannungsfeld hin, er ist ein interessantes und seltenes Dokument der Kommunikation unter den benachbarten Bistümern. Politisch hatte Echter mit Bamberg, der Abtei Fulda und Mainz nur drei katholische Nachbarn, wohingegen Hessen, die Grafschaft Löwenstein, Sachsen und vor allem der Markgraf zu Ansbach auf protestantischer Seite ihm eher ablehnend gegenüberstanden. Umso wichtiger war ihm die Achse Mainz - Bamberg. Bis um 1600 konnte er sich in Sicherheitsfragen sowohl auf den Kaiser als auch auf den überkonfessionellen Landsberger Bund verlassen. Die Verhältnisse wandelten sich jedoch gravierend, auf dem Bamberger Stuhl saß zwischenzeitlich mit Fürstbischof von Gebsattel ein Mann, mit dem er Querelen austrug, der Kaiser war wegen der fälligen Türkensteuer den protestantischen Fürsten gegenüber vorsichtig geworden und der Markgraf von Ansbach quartierte Truppen im südlichen Territorium des Hochstiftes ein. Zudem hatte sich 1598 der Landsberger Bund aufgelöst. Bayern strebte nun eine konfessionelle Allianz an und erhoffte sich dadurch eine Machtausweitung. Julius wandte sich Bayern zu und war maßgebend an der Gründung der Liga als katholischer Bund beteiligt, der Reaktion auf die Union, die sich 1608 ein Jahr zuvor konstitutierte. Echter musste folglich in der Zeit nach der Jahrhundertwende neue Verbündete suchen. Mainz sah er in dieser Hinsicht wohl als sehr wichtig an. Zweimal hatte er zuvor selber versucht dort zum Fürstbischof gewählt zu werden, um reichspolitisch ein größeres Gewicht zu erhalten. Zuletzt unterlag er 1604 dem Adressaten dieses Briefes, der erst wenige Monate zuvor die Bischofsweihe erhalten hatte. Umso wichtiger war für Echter dessen Überzeugung und Loyalität abzufragen, gerade in der Frage der Konfession. Mit dem angesprochenen König dürfte es sich um den neuen König von England, Jakob I. (seit 1603) - einem Sohn von Maria Stuart und gleichzeitig König von Schottland, handeln, da beide Bischöfe ja von einem englischen Gesandten besucht worden sind (möglicherweise eine diplomatische Antrittsreise im Rahmen dieser Thronbesteigung). Die Anmerkung Echters auf Frankreich an dieser Stelle weist darauf hin, dass Heinrich IV. von Navarra vor seiner Thronbesteigung in Frankreich 1594 zurück zum katholischen Glauben konvertierte. Der 2. Teil des Briefes über den kaiserlichen Abgesandten und die Türkensteuer mag zum einen dem Informationsaustausch gedient haben, zum anderen versucht Echter mit dem Besuch seine Wichtigkeit für den Kaiser herauszustreichen.