Antiquariat

Tobias Müller

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Schick, Rudolf - "Lindemann-Frommel´s Skizzen aus Rom und der Umgegend." - Vesta-Tempel - Tempio di Vesta. 1856.

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Best.Nr. 11965

Der Betrachter blickt von der Spitze der Tiber-Insel auf den Tempel des Hercules Victor auf dem Forum Boarium (früher als Tempel der Vesta eingestuft) und die Kirche S. Maria in Cosmedin mit der Bocca della Verità. Rechts ragt die Ponte Rotto ins Bild. Kopie der Ansicht Lindemann-Frommels mit Aquarellfarben und Tusche auf Bleistift von Rudolf Schick, re. u. sign. u. dat. "Ostern 1856". 22,5 x 30,3 cm. - Lediglich schwach gebräunt und nahezu fleckenfrei; das starke Papier glatt. Unter der Ansicht in Tusche die Bezeichnungen, wie sie auf der Lithographie zu finden sind. - Rudolf Schick: Berlin 8.8.1840 - 26.2.1887 ebenda. Mit 18 Jahren trat der junge Rudolf Schick in die Berliner Akademie ein, wurde zudem Schüler im Atelier von Schirmer. 1864, nach einem Aufenthalt in Bayern, erhielt er in einem Wettbewerb den Staatspreis der Geschichtsmaler. Danach zog es ihn nach Paris und über Tirol nach Italien. In Rom verkehrte er mit Böcklin, der ihn später mit nach Basel nahm und ihn dort als Gehilfen an den Wandmalereien des dortigen Museums beschäftigte. Unterbrochen von mehreren Italienreisen ließ er sich später wieder in Berlin nieder. Er war hauptsächlich in der Landschaftsmalerei und in der Portraitkunst tätig. Die Nationalgalerie kaufte zwei seiner Werke an. Die Nähe zu Böcklin ist in seinen Bildern nicht zu leugnen. Gesundheitlich angeschlagen, arbeitete er bis zu seinem Tod weiter. Nach diesem ehrte ihn die Nationalgalerie mit einer umfangreichen Retrospektive seiner Werke. (s. NDB) - Das vorliegende Blatt stellt ein absolutes Jugendwerk des Künstlers im Alter von 15 Jahren dar, der scheinbar schon vor seinem Studium an der Akademie durch Kopien sein Können schulen wollte. Die Vorlage, Carl Lindemann-Frommels Lithographie des "Vesta-Tempels" aus dessen Serie "Skizzen aus Rom und der Umgegend", war erst die Jahre zuvor erschienen, in der 1. Auflage 1851. Die Verbreitung dieser lithographischen Mappenwerke war durch ihre Beliebtheit enorm. Peter Freude weist deshalb in seiner Monographie über Lindemann-Frommel darauf hin, dass die "Lithographiemappen ... ihm zum eigentlichen Durchbruch in der damaligen Kunstwelt verholfen haben" (Freude, Karl Lindemann-Frommel - Ein Malerleben in Rom, S. 247). Das bekannte Nachschlagewerk von Nagler bezeichnet die Lithographien gar mit den Worten: "... wir haben kein schöneres Werk über Italien" (zit. ebenda). Das vorliegende Motiv erschien in der 2. Mappe als 7. Ansicht von insgesamt 48. Abb. bei Freude, S. 441, Nr. 70. - Schick übernimmt detailgetreu das Motiv Lindemann-Frommels, bis auf wenige Millimeter stimmen auch die Maße überein. Lindemann-Frommel fertigte eine Farblithographie an, es ist zu vermuten, dass Schick auch die Farbgebung kopierte (die Abb. bei Freude ist schwarz-weiß). In der tonig gehaltenen Ansicht wird nur dezent Farbe eingestreut, so im Grün der Bäume und in wenigen roten Punkten einiger Kleider und Vasen auf der Tiber-Mauer. Der Tempel tritt durch seine braune Tusche eigens hervor. Bei aller Genauigkeit der Kopie schafft es der junge Schick noch nicht, die Stimmung und die Spannungsbögen Lindemann-Frommels aufzugreifen, die er durch Licht und Schatten schafft. Die von Schick mehr als zart angedeuteten Wolken treten bei Lindemann-Frommel nahezu bedrohlich hinter dem Tempel hervor. Dieses Jugendwerk vor seiner Ausbildung weist allerdings deutlich auf das zeichnerische Geschick des Malers hin, die Proportionen sind gut erfasst, die Perspektiven sind stimmig.